Alarmübung mit Explosionen und Flammen

Nottuln - Montagabend, 18.55 Uhr: Bei den Nottulner Feuerwehrmännern springen plötzlich die Alarmmelder an: "Hier ist die Einsatzleitstelle. Feuer 3 in Nottuln, Appelhülsener Straße 1, Person vermisst!" An der angegebenen Adresse, einem roten Einfamilienhaus neben Lidl, schlagen schon die Flammen aus einem Fenster im Obergeschoss. Ein Mann schreit um Hilfe. Zwei junge, rußverschmierte und scheinbar unter Schock stehende Frauen taumeln, in eine Qualmwolke eingehüllt, nach draußen. Eine dumpfe Explosion lässt den Boden zittern. Schreie! Kaum zu glauben, dass es sich "nur" um eine Übung handelt. Denn das Szenario wirkt überzeugend realistisch. Auch für die Nottulner Feuerwehrleute, die ohne vorherige Kenntnis alarmiert werden.

"Im Haus müssen noch mehr Personen sein. Mindestens acht", stammeln die ersten "Geretteten". Da zerreißt ein weiterer Donnerschlag die Luft. Die Situation droht zu eskalieren. Weitere Feuerwehrmänner aus Nottuln und Darup rücken an. Die Brandmeister Tim Hake, Michael Brinkmann und Frank Gesterkamp (Darup) teilen sich die Einsatzleitung. Später übernimmt Gemeindebrandinspektor Bernd Daldrup.

DRK-Sanitäter nehmen sich der Verunglückten an, die Polizei sperrt die Appelhülsener Straße und leitet den Verkehr durch das Industriegebiet um. So haben die Retter freie Hand. Das Deutsche Rote Kreuz ist inzwischen mit 17 Einsatzkräften vor Ort. Zugführer Christian Boländer übernimmt die Leitung über den "Patientenablageplatz". Drei Rettungswagen stehen für den Transport der Verletzten bereit, während Notarzt Ingo Schäfer die Verletzungen diagnostiziert und Sofortmaßnahmen anordnet. Ein Gerätewagen-Team lädt Tragen, Verbandsmaterial und weitere Technik aus und baut sogar eine Lichtanlage mitten auf die Appelhülsener Straße, falls der Einsatz bis in die dunkle Nacht andauert.
Matthias Honisch, stellvertretender Rotkreuzleiter vom DRK Nottuln, beobachtet und protokolliert sorgfältig.

Genaue Beobachter sind neben Wehrführer Bernd Daldrup auch die Brandinspektoren Heinz Hidding, Johannes Grewe und Uli Jenning sowie Feuerwehrarzt Dr. Hans-Jürgen Schönhauser, denn schließlich sollen die Erkenntnisse aus dieser Übung dazu beitragen, die Arbeit der Feuerwehr zu optimieren. Und die Männer geben alles bei dieser wohl spektakulärsten Alarmübung der letzten Jahre. Seit Januar hat Feuerwehrmann Gil Beckord (vor zwei Jahren noch bei der Jugendfeuerwehr) dieses Szenario minutiös geplant und entwickelt. Alles sollte so realistisch wie möglich sein. Die Aufgabe: "Bei Arbeiten an der Heizungsanlage des Hauses ist eine Gasflasche explodiert. Weitere Gasflaschen und ein großer Heizöltank befinden sich in unmittelbarer Nähe . . ."

Die vielen Explosionen und Flammen sind eine perfekte Inszenierung der beiden Appelhülsener Pyrotechniker Stephan und Theo Rendels. Das wissen aber zunächst nur die aufmerksamen Beobachter im Hintergrund. Die geben sich später insgesamt zufrieden: "Unsere Nottulner Kameraden sind professionell vorgegangen. Die Koordination untereinander klappte bis auf Kleinigkeiten perfekt. Das war eine Übung auf sehr hohem Niveau. Nottuln kann stolz auf seine Wehrmänner sein." Übrigens: Ein Luftbild-Experte hat den Einsatz mit seiner fliegenden Kamera gefilmt. Mit der Auswertung der Aufnahmen will man zukünftige Einsätze noch effizienter und auch sicherer machen.

Quelle:Westfälische Nachrichten 20.06.2011